Mögliche Szenarien, Beispiele:


6. Beispiel: Verkehrsunfall Wildkatze

 

Der Torso einer Waldwildkatze (Felis silvestris), männlich, wurde tot neben einem Feldweg gefunden.

Foto M. Trinzen/Felicites - Bild 1


 Bei der ersten Inaugenscheinnahme wurde das Exemplar als Waldwildkatze (F. silvestris) identifiziert. Folgende Verletzungen wurden äußerlich festgestellt und dokumentiert:

Bild 2:

Schürfwunde (Ulna) linkes Vorderbein

 

 Bild 3:

Einblutung auch im Beckenbereich (Ilium)

 

 

 Bild 4:

Schädelfraktur mit Einblutung Haut

 

 


 

Computertomographie

 

Anatomisch-forensische Untersuchung

 

Die Haut des Kadavers wurde entfernt, der Körper frei präpariert (Bild 2-4).

 

Das Exemplar war gut entwickelt mit deutlichen Fettreserven. Die Konstitution wird mit 4 einer Skala von 1 bis 5 bewertet.

 

 

 

Weitere Untersuchungen zu den Verletzungsbefunden und -ursachen

 

Die Nasenhöhle ist beidseits weichteildicht verschattet (Röntgenaufnahmen), was für verletzungsbedingte Einblutungen/Hämatome spricht. Es zeigen sich multiple Schädelfrakturen: bereits sehr weit rostral ist das Os nasale multipel frakturiert. Der harte Gaumen weist in der Medianen eine Zusammenhangstrennung der Knochen auf. Ebenso zeigen sich Frakturen im Bereich des Sinus frontalis (Stirnhöhlen). Das Neurokrnaium (Hirnschädel) zeigt beidseits Frakturen, die teilweise die Calvaria (Schädeldach) bis zur (gedachten) Mittellinie durchtrennen, sowie eine deutlich dislozierte Fraktur der Schädelbasis. In Summa: Trümmerfrakturen an Hirn- und Angesichtsschädel. Es gibt keine Hinweise auf Frakturen im Bereich der Halswirbelsäule. Auch die restlichen knöchernen Strukturen stellen sich unauffällig dar.

 

Die Befunde sprechen für ein massives Schädeltrauma.


Eine mögliche Krafteinwirkung wurde an einem Originalmodell rekonstruiert.

Auf Grund der Art der Frakturen (Bruchkanten) am Neurokranium müsste die Krafteinwirkung durch die Kollision mit einem Fahrzeug linksseitig am Schädel erfolgt sein. Es ist vorstellbar, dass die Wildkatze von rechts kommend an der linken Schädelbasis von einem Fahrzeug getroffen und von der Fahrbahn geschleudert wurde. Die rechte Frontseite des Fahrzeugs könnte die Katze getroffen haben. Ein Überfahren des Wildkörpers kann nicht stattgefunden haben, da die Verletzungen nicht ausreichen. Hierfür sind auch die Fotodokumente der Auffindesituation beweisführend (Bild 1).

 

 

 

Schlussfolgerung

 

 

 

Die Verletzungen wurden mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Kollision mit einem Fahrzeug verursacht, die unmittelbar zum Tode der Katze führten.

 

Team Forensik: V.A.E. Zimmermann

                                Simon Gloning

                                Reinhard Scharnhölz