Mögliche Szenarien, Beispiele:


12. Beispiel: Zoologische und anatomische Untersuchung eines Nasua narica im Sinne des Artenschutzes durch Dokumentation morphologische, anatomischer und forensischer Daten und Befunde.

Nasua narica
Nasua narica

Pathologischer Vorbericht lag vor

Details zum Tierkörper:

Tierart/Unterart: Nasua narica

Verstorben am: 24.11.2019

Geschlecht: 1,0

Alter: ca. 9 Jahre


Das Fettdepot des Exemplars war ungefähr 1,6 kg! schwer. Das Gesamtgewicht betrug Brutto 6,2 kg, Netto 4,6 kg. Herzgewicht 36 gr., bei Wildtieren liegt das Herzgewicht etwas höher (ab 40gr.).


Die Bilder des knöchernen Präparats des Nasenbären zeigen unterschiedlich stark ausgeprägte, knöcherne Zubildungen entlang der ventralen Brust- und Lendenwirbelsäule im Sinne von Spondylosen. Insbesondere die letzten Brustwirbel sind stark davon betroffen, hier erscheint die

Spangenbildung zwischen den Wirbelkörpern nahezu vollständig. Einige Bandscheiben sind ggr. mineralisiert. Zudem ist der Befund zwischen letztem Lendenwirbel und Sakrum massiv. Die Bilder erinnern mehr an einen in die Jahre gekommenen deutschen Schäferhund.


Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass eine degenerative knöcherne Zubildung dieser Größenordnung für das Individuum ohne Konsequenzen blieb. Allerdings ist erfahrungsgemäß eine sehr weite Bandbreite von Symptomen denkbar. Dies geht von lediglich ggr. Irritation und Dolenz bei Stress auf diese Region, bis hin zu deutlichen neurologischen Defiziten mit Zehenschleifen und Lahmheit. Häufig gesellt sich zur knöchernen Stenose des Wirbelkanals und der Neuroforamen eine Protrusion der Bandscheibe zwischen L7/S1, was die klinische Auswirkung verstärkt.

An der linken Vorderpfote, genauer gesagt am distalen und medialen Radius zeigen sich ebenso knöcherne Proliferationen, die um die Sehne des M. abductor pollicis longus liegen. Auch hier ist ein degeneratives Geschehen ursächlich, bei weiterem Fortschritt kommt es zu einer stenosierenden Tendovaginitis.

Die Zähne zeigen massive Verschleißerscheinungen bzw. fehlen teilweise.


Die Ursache für die multiplen degenerativen Veränderungen des Skelettes ist sicherlich multifaktoriell. Eine Dehydratation der Bandscheiben im Laufe des Lebens ist sicherlich normal, ebenso die daraus resultierenden Verkalkungen der selben, sowie die Entstehung von Spondylosen. Der Befund zwischen L7/S1 spricht eher für eine massive Belastung bis Überlastung. Spätestens hier kommen die massiven Fetteinlagerungen ins Spiel. Übergewicht ist eine der häufigsten Ursachen für degenerative Gelenkserkrankungen in der Kleintiermedizin, wozu auch die beginnende stenosierende Tendovaginitis des M. abductor pollicis longus gezählt werden kann.

 

Team Zootomie/Forensik

V.A.E. Zimmermann

Dr. S. Gloning

Dr. R. Scharnhölz