Beispiel: Forensische Einschätzung zur Todesursache und                                                Todesumständen eines Luchses Lynx lynx

15. Beispiel:

Auszug aus der Begutachtung:

                                Zoologische und anatomische Untersuchung eines Luchses Lynx lynx im Sinne                               

                                    des Artenschutzes durch Dokumentation morphologischer, anatomischer und forensischer                                     

                                    Daten und Befunde.

Lynx lynx, female, ad.

13,4 kg

Sehr mager, Kondition 1 (1-5)

Schädelgewicht 108g

Der Schädel zeigt eine generalisierte Minderung der Knochendichte, Osteopenie . Die knöcherne Struktur der Alveole (Zahnfach) im Ober- und Unterkiefer zeigen deutlich wie dünnwandig und porös der Schädelknochen ist.

Das Os palatinum/Gaumenbein ist in seiner gesamten Struktur erhalten. Kaudal der Choanen zeigt sich insbesondere auf der rechten Seite eine unvollständige Knochenstruktur des Flugscharbeins/Vomer mit löchrigen Veränderungen. Insbesondere die Suturen/Schädelnähte zwischen den beiden und zwischen Vomer und Flügelbeinen/Os pterygoideum sind in ihrer Struktur durchbrochen. Linksseitig sind die Befunde ähnlich, wenn auch deutlich geringgradiger ausgebildet. 

Oberkiefer PM1 fehlt beidseitig, Molar links fehlt.

Die Befunde am Schädel sprechen für eine Minderung der Knochendichte/Osteopenie als Ursache. Neoplastische Osteolyse (Knochenabbau) stellt sich deutlich aggressiver und inhomogener dar, in einer Vielzahl der Fälle auch mit einer deutlichen Osteoblasten-Aktivität (Knochenumbau), also periostalen Zubildungen um lytische Areale.

Zahnfachreste, teilweise keine Alveole vorhanden. 

Die Wirbelsäule zeigt massive knöcherne Zubildungen, vor allem ventrale (zum Bauch hin) Zubildungen zwischen den Wirbelkörpern. Diese sind als klinisch nicht relevant einzustufen. Die Zubildungen im Bereich der Neuroforamen (Nervenaustrittsstelle) verhalten sich anders, hierbei kommt es zu Einengungen von Segmentalnerven, was durchaus Schmerzursache sein kann.

Es zeigen sich ältere Rippenfrakturen. Die 5. und 7. Rippe sind mit ggr. Kallusbildung (5. > 7.) konsolidiert. 

Die 6., 12. und 13. Rippe zeigen eine nicht geheilte Fraktur, im Sinne einer hypertrophen Nonunion.

Ursache und Alter der Veränderungen sind nicht einzuordnen, wahrscheinlich sind die konsolidierten Frakturen deutlich älter.  Die 7. Rippe zeigt ein nahezu vollständiges "Remodelling"

Team Zootomie/Forensik

Zimmermann, Gloning, Scharnhölz